Kränkungen: Verständnis und Bewältigung alltäglicher Tragödien by Frank-M. Staemmler

Kränkungen: Verständnis und Bewältigung alltäglicher Tragödien by Frank-M. Staemmler

Autor:Frank-M. Staemmler [Staemmler, Frank-M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Psychologie, Psychotherapie, Kränkungen
ISBN: 9783608203325
Google: MCL-CgAAQBAJ
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2016-02-19T23:00:00+00:00


15 Zweiter Wendepunkt

Von konkreten Menschen, von Schadensbegrenzung und von der Verhinderung von Leid

Nach meinen kritischen Überlegungen zu der in unserer Kultur verbreiteten Art, Kränkungen zu verstehen und mit ihnen umzugehen (vgl. Abschnitte 5 bis 8), habe ich im Vorangegangenen versucht, andere Möglichkeiten aufzuzeigen, die das Zustandekommen von Kränkungen verständlich machen und aus meiner Sicht günstigere Voraussetzungen dafür schaffen, sie zu verarbeiten (vgl. Abschnitte 10 bis 13). Welche praktischen Konsequenzen man aus alldem für sein eigenes Leben ziehen kann, möchte ich in den nun folgenden Abschnitten erläutern.

Dabei treffe ich zwei Unterscheidungen, nach denen ich meinen weiteren Text gliedere. Die erste Unterscheidung betrifft die an den Kränkungsereignissen beteiligten Personen. Hier war bisher einerseits von der gekränkten Person die Rede und andererseits von derjenigen, die die Kränkung hervorgerufen oder ausgelöst hat. Da es im Folgenden u. a. darum geht, wie man Kränkungen verhindern kann, macht es keinen Sinn mehr, durchgängig von einer »gekränkten« Person zu sprechen. Genauso wenig sinnvoll ist es, im Folgenden generell von einer anderen Person zu sprechen, die eine Kränkung »ausgelöst« hat, denn vielleicht – und hoffentlich! – hat ja das Verhalten dieser Person gar nicht mehr diese Wirkung.

Ich möchte deswegen im weiteren Text die Personen, an deren Beispiel ich meine Gedanken veranschauliche, nicht mehr auf eine bestimmte Rolle festlegen. Außerdem möchte ich meine Formulierungen der leichteren Verständlichkeit wegen möglichst einfach halten. Daher empfiehlt es sich, einfach von zwei Menschen zu sprechen, die konkrete Namen haben. Ich wähle »Lisa« und »Michael«.

Die zweite Unterscheidung betrifft die Fragestellungen, die ich diskutieren möchte. Die erste Fragestellung betrifft die aktuelle Situation, nämlich diejenige, in der zwischen Lisa und Michael bereits etwas vorgefallen ist, das bei einem von beiden eine Kränkung hervorgerufen hat. Hier ist das sprichwörtliche Kind also bereits in den Brunnen gefallen, und es geht um die Frage, was nun getan werden kann, um den Schaden für die beiden und ihre Beziehung möglichst gering zu halten. In Abschnitt 16 geht es also um die jeweils möglichen Beiträge der beiden Beteiligten zu Sofortmaßnahmen, die zur Minderung von bereits eingetretenem Leid beitragen können (vgl. Fairfield 2004).

Die zweite Fragestellung, die ich im darauffolgenden Abschnitt 17 diskutiere, ist anders; sie ist längerfristig und besteht darin, was die Beteiligten präventiv tun können. Es geht hier also um die mögliche Verhinderung von Leid. Das betrifft erstens die Fürsorge für den Anderen, d. h. die Frage, was man tun bzw. lassen kann, um dem Anderen möglichst selten Anlässe für Kränkungen zu bieten. Und zweitens geht es um den Aspekt der Selbstfürsorge, d. h. die Frage, wie Menschen an ihrer Kränkbarkeit etwas ändern können mit dem Ziel, dass sie in Zukunft seltener eine Kränkung erleben und dass diese, wenn sie schon passiert, nicht so heftig ausfällt.



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